Vorgezogener Saisonstart mit Fragezeichen

Noch nie hatten die Basketballerinnen der SG Weiterstadt die Vorbereitungen abgeschlossen oder den Kader komplett vor dem ersten Saisonspiel. Dieses Jahr gibt es aber besonders viele Fragezeichen rund um das Team aus Südhessen, keine einfache Situation.

Noch vor 6 Wochen fühlte man sich gut aufgestellt, die Veränderungen im Kader hielten sich in Grenzen. Mit Ariane Kadesch (Spielpause) und Edanur Caglar (Wechsel zu den Rhein-Main-Baskets) hatten sich zwei Spielerinnen entschlossen die aktuelle Saison nicht in Weiterstadt zu spielen. Dafür gab es aber Zugänge, welche das mehr als kompensierten. Neu im Team ist zum Beispiel Kaya Schicktanz, welche bisher in der Regionalliga für den MTV Kronberg aufgelaufen ist. Schicktanz ist keine Unbekannte in Weiterstadt und für Coach Hendrik Schwab. Zusammen mit dem Weiterstädter Nachwuchs spielte sie in der SG Weiterstadt/Kronberg  zwei Saisons in der WNBL. Und in den letzten zwei Jahre gab es immer wieder Gespräch bezüglich der DBBL, dies scheiterte aber an der Logistik und beruflichen Plänen. Nun ist sie fester Bestandteil im Kader und hat auch die ersten Testspiele mit Bravour absolviert.

Zweiter Neuzugang ist Iman Peljto. Die aus Bosnien -Herzegowina stammende Nachwuchsspielerin mit doppelter Staatsangehörigkeit hat gerade erst ihren Schulabschluss gemacht und plant ein Studium im Rhein-Main-Gebiet. Sie spielt von Kindes Beinen an Basketball. Peljto verfügt trotz ihrer Jugend über internationale Erfahrung, 2019 stand sie im Kader der u18 Nationalmannschaft für Bosnien -Herzegowina und spielte bei den Europameisterschaften.

Das dritte neue Gesicht ist eigentlich kein Neuzugang, sondern eine Rückkehrerin. Mit Chiara Gießelbach kehrt eine in Weiterstadt groß gewordene Spielerin in den Kader zurück. Gießelbach startete ihre Laufbahn in der Weiterstädter u10, spielte dort alle Altersklassen bis hin zu WNBL, Damen Oberliga, Regionalliga und noch vor Abschluß der Schule drei Jahre in der 2.DBBL. Nach dem Abitur qualifizierte sich Gießelbach für ein Sportstipendium in den USA, studiert dort für 4 Jahre und spielte für zwei NCAA Div. II Colleges. Nun freut sie sich auf die Rückkehr in die 2.DBBL, das Team und das Spielen zusammen mit ihrer Schwester.

Neu, aber bekannt ist auch der Hauptsponsor. Nach zwei Jahren Pause beteiligt sich das Darmstädter Unternehmen Merck wieder am Projekt DBBL, zusammen mit einem Engagement in den Jugendbundesligen. Das freut die Verantwortlichen besonders, erstens hilft es in der durch Corona nochmal schwierigeren finanziellen Situation. Und zweitens war Merck maßgeblich an den Anfängen der leistungssportlichen Initiativen im Weiterstädter Basketball beteiligt, quasi als finanzieller Geburtshelfer, nun schaut man wieder gemeinsam und optimistisch auf das erfolgreiche Projekt.

Mit diesen Wechseln schien der Kader ausreichend zu sein, dann allerdings musste man in Weiterstadt zwei Überraschungen verdauen. Zunächst war dies die Absage von Centerin Kaylee Kilpatrick, die aufgrund privater Planungen und der Unsicherheit rund um Corona die fest eingeplante Zusage zurückzog. Und 5 Wochen vor Saisonstart musste Christina Krick, Aufbauspielerin seit 2016, schweren Herzens berufsbedingt nach Nordrhein-Westfalen umziehen und steht damit den Südhessinnen nicht mehr zur Verfügung.

Zwei schwere Verluste, so Team-Manager Michael Gießelbach: „Beide Absagen waren erstens kurzfristig, zweitens überraschend und drittens verlieren wir damit zwei Spielerinnen der Starting-Five und Leistungsträgerinnen. Das ist schwer zu kompensieren und Ersatz so kurz vor Saisonstart ist nicht einfach zu organisieren.“

Umso erfeulicher ist die Zusage einer zweiten Rückkehrerin. Kristin Annawald, bereits in den Jahren 2014 bis 2018 für das DBBL-Team aktiv, kann in ihrem Studiengang ein Online-Semester absolvieren und damit wieder heimatnah spielen. Zusammen mit dem verbleibenden Kader der letzten Saison Saskia Gießelbach, Tanja Lehnert, Karen Beuck, Melissa Kolb, Carolin Schmidt und Annalisa Beck sind es also gerade mal 10 Athletinnen welche in die Saison starten. Noch wird in Weiterstadt über die Integration weiterer Spielerinnen aus dem Regionalligateam nachgedacht, und auch das Thema einer internationalen Verstärkung ist noch nicht ganz vom Tisch. Denn angesichts der Aufstellung der Konkurrenz könnte das nötig sein. Das sieht auch der alte und neue Coach Hendrik Schwab so: „Die Kader der DBBL-Teams sehen sehr unterschiedlich aus dieses Jahr. Es gibt Mannschaften die wie wir mit Minimalbesetzung starten, andere haben sich großzügig verstärkt.  Es könnte deshalb viel passieren, möglicherweise erreichen wir unsere Ziele so wie aktuell aufgestellt, es könnte aber auch extrem frustrierend werden. Ausschlaggebend für unsere Überlegungen ist zudem die erwartete Intensität, mit einem Minimalkader zu starten bedeutet eine hohe körperliche Belastung für die Spielerinnen. Die Verletzungsgefahr steigt, und Ausfälle, wenn auch nur temporär, lassen sich nur schwer verkraften.“

Nach wie vor, und das spiegelt der Kader wieder, legt man in Weiterstadt den Schwerpunkt auf individuelle Entwicklung und Teamgeist. Ob das mit der aktuellen Aufstellung gelingt oder das zu viel verlangt ist wird ein erster offizieller Test zeigen. Die Saison starte erst am 25.Oktober, am kommenden Sonntag dem 18. Oktober muss das Team aber im Pokalwettbewerb antreten. Für die erste Runde hatte man ein Freilos, in der zweiten Runde trifft Weiterstadt nun zuhause auf die Towers aus Speyer. Ein Team, gegen das man in der letzten Saison je eine Sieg und eine Niederlage verbuchte. Nun darf man gespannt sein wie sich die Damen vom Aulenberg in diesem Jahr und unter den geschilderten Vorzeichen schlagen.